Angebote

Das Fachzentrum bietet Angebote in den Bereichen der primärer und der sekundärer Prävention an.

Primäre Prävention im Arbeitskontext Vollzug und Straffälligenhilfe bedeutet die Stärkung von Inhaftierten und Proband*innen gegenüber Ansprachen und Haltungen aus dem extremistischen Milieu durch Angebote der politischen Bildung und/oder Menschenrechts- bzw. Demokratiebildung. Die Stärkung der Person und die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität sowie die Anerkennung und Tolerierung unterschiedlicher Lebensentwürfe (Ambiguitätstoleranz) sind ebenfalls erprobte Mittel. Ziel der methodisch vielfältigen Ausrichtungen ist es, demokratische Werte zu vermitteln und zu festigen sowie soziale Kompetenzen zu stärken.

Die Angebote der Primärprävention richten sich auch an das Fachpersonal im Kontext Resozialisierung. Parallel zur Angebotsgestaltung für Inhaftierte und Proband*innen verfolgt dieses Vorgehen das Ziel, die vorhandene Regelstruktur im Umgang mit und der Vermeidung von Radikalisierung zu unterstützen.

Sekundärprävention im Kontext Strafvollzug und Straffälligenhilfe setzt bei bereits ideologieaffinen Einstellungsmustern an. Entsprechende Angebote tragen dazu bei, Radikalisierungstendenzen frühzeitig zu erkennen und entsprechend professionell zu reagieren. Dazu gehören Maßnahmen, in denen die Teilnehmer*innen begleitet und unterstützt werden, sich kritisch mit menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Ideologien auseinanderzusetzen, um neue offene Denk- und Handlungsräume zu erschließen. Die Klient*innen werden darin gestärkt, manipulative Welterklärungsmodelle und Argumentationsmuster zu erkennen und zu hinterfragen. Ziel ist die Gestaltung der eigenen Zukunft, in der sie weder sich noch andere schädigen. Diesem Verständnis folgend, beinhaltet der Ansatz eine beginnende Distanzierungsarbeit sowie die Arbeit mit den sozialen Bezugssystemen der Klient*innen. Hierbei geht es vor allem um die Stärkung von Unterstützungsstrukturen, die sich an demokratischen Werten orientierten.

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Fortbildungen

Die speziell zugeschnittenen Qualifizierung- und Fortbildungsangebote des Projektes für Fachkräfte in der Straffälligenhilfe in Sachsen-Anhalt ermöglichen die gezielte Reflexion von Erfahrungen. Gemeinsam werden bestehende Handlungsansätze besprochen, neue entwickelt und vorgestellt. Bereits vorhandene Angebote, Konzepte und Handlungsansätze werden dabei in die Arbeit zur Radikalisierungsprävention eingebunden.

Ergänzt werden die Angebote zusätzliche durch Fachaustausche in den Themenbereichen Rechtsextremismus / Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit / Antisemitismus und religiös begründete Radikalisierungen. Die Qualifizierungs- und Unterstützungsangebote werden entsprechend der Bedarfe auf die unterschiedlichen Aufgabenfelder zugeschnitten. In den Fortbildungen wird außerdem der Frage nachgegangen, welche Partner und Netzwerke die Arbeit vor Ort verstärken und unterstützen können.

fortbildungen@2x
beratung-begleitung@2x

Beratung und Begleitung

Fachkräfte der Straffälligenhilfe und der Sozialen Dienste, die in ihrer Arbeit mit den Phänomenbereichen rechtsextreme bzw. religiös motivierte Radikalisierung konfrontiert sind, können bei dem Fachzentrum FRaP unterstützende, begleitende und fallbezogenen Coachings in Anspruch nehmen.

Die Angebote sind auch regional erreichbar und werden von erfahrenen Fachkräften durchgeführt. Ziel ist es, Fachkräfte beratend zu unterstützen, tatsächliche Radikalisierungsprozesse - z.B. rechtsextreme oder islamistische / salafistische Ansprachen und Aussagen sowie individuelle Radikalisierungsprozesse - besser zu erkennen.

Das Fachzentrum berät und begleitet darüber hinaus auch bei der Entwicklung von Angeboten zur Radikalisierungsprävention.

Angebote im Vollzug

Entsprechend der Bedarfe im Land Sachsen-Anhalt verortet sich die Angebotsgestaltung für Inhaftierte im geschlossenen und im offenen Vollzug im Phänomenbereich Rechtsextremismus / gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Bei Bedarf werden die anderen Fachstellen des FRaP beratend hinzugezogen.

Zielgruppe der Angebote sind sowohl Personen, die bereits durch Aussagen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aufgefallen sind oder offenkundig rechtsextreme Einstellungen vertreten, als auch deren Sympathisant*innen und Inhaftierte, die Gefahr laufen, sich zu radikalisieren. In methodisch und thematisch vielfältigen Gruppenangeboten werden Prozesse der Auseinandersetzung mit rechtsextremen und menschenfeindlichen Ideologien angeregt und unterstützt. Ziele sind dabei die Teilnehmenden darin zu bestärken, eigene Ansichten, (Vor)Urteile und Einstellungen kritisch zu hinterfragen und Diskurse gewaltfrei und wertschätzend zu führen. Es sollen Alternativen zu- und Distanzierung von Radikalisierungstendenzen entwickelt werden, die auch über die Haftentlassung hinaus zu einer Veränderung in der Lebensgestaltung führen können.

In den Trainings kommen Methoden zum Einsatz, die sowohl eine kognitive als auch eine affektive Auseinandersetzung mit den Themen erlauben, z.B. multiperspektivische Methoden wie kultur- und medienpädagogische Ansätze, Biografie-Arbeit, Methoden der Menschenrechts- und politischen Bildung.

angebote-im-vollzug@2x

Netzwerkprojekt

Auch außerhalb des Vollzuges in Sachsen-Anhalt werden in Netzwerkprojekten mit Fachkräften der Straffälligenhilfe Angebote für straffällig gewordene oder von Strafe bedrohte Menschen initiiert und begleitet, die sich mit menschenfeindlichen Einstellungen und Ideologien der Ungleichwertigkeit auseinandersetzen. Auch in diesen Angeboten werden Werte des Grundgesetzes und der Menschenrechte erfahr- und erlebbar gemacht.

Auf diesem Weg wird es möglich, an im Vollzug angestoßene Entwicklungen der Distanzierung anzuknüpfen und/oder Radikalisierungsprozessen bereits vor der Inhaftierung präventiv zu begegnen. Schon während der Entlassungsvorbereitung kann eine Vermittlung in diese Formate angestoßen werden.